Ein Bauwagen ist so etwa 2,2 bis 2,5 Meter breit und 3,5 bis 8 oder mehr Meter lang. Also in der Größe etwa so variabel wie ein Haus, wenn auch etwas kleiner.
Er hat Fenster, ein Dach und mindestens vier Wände. Meistens auch einen Ofen und den dazugehörigen Schornstein.
Ein Bauwagen kann romantisch aus Holz sein oder eine profane Blechbüchse. Er kann ein rundes, spitzes, flaches Dach haben, Erker oder Türmchen oder gar ein zweites Geschoss.
Ein Bauwagen hat Räder. Meistens zumindest. Er ist ein mobiler Raum.
Ein Bauwagen ist für mich zugleich auch ein Symbol. Ein Symbol für ein freies Leben mit den Elementen der Natur und manchmal auch im Kampf gegen sie. Ein Bauwagen, würde ich fast behaupten, ist eine Lebensphilosophie, die je nach Bewohner ganz unterschiedlich aussehen kann.
Jetzt in der kalten Zeit des Jahres wird ein Bauwagen auch mal ganz schön fröstelig. Warm anziehen ist angesagt, zumal morgens, wenn es sich für mich nicht lohnt, vor der Fahrt in die Uni zu heizen.
Aber wenn ich zuhause bleibe, genieße ich, wenn das Feuer im Ofen prasselt und mein Wagen langsam warm wird.
Das Holz machen wir vom Wagenplatz selbst in einem nahen Wald. Vor einem Jahr war ich selbst zum ersten Mal dabei.
Jetzt neigt sich der Februar dem Ende. Vielleicht ist mein erster Wagenwinter bald überstanden und es wird wieder Frühling.
Der Winter auf dem Wagenplatz ist anstrengender als der Sommer, ohne Frage, aber nicht weniger reich an glücklichen Momenten.
Bei uns in Alt Ungnade sind wir eine Gemeinschaft, die sehr frei und selbstbestimmt lebt. In den meisten Punkten zumindest, wie es die deutsche Bürokratie eben zulässt. Und soweit wir uns einigen können.
Wir sind eine selbst organisierte WG und gleichzeitig ein gemeinnütziger Verein, der FreirAUm e.V.
Unser Wagenplatz umfasst mehrere Hektar, ein altes Stallgebäude, eine (Kultur)Scheune und ein abrissreifes Haus, eine kleine alte Obstwiese und viel Raum für alle Mitbewohner, von den Hühnern und Gänsen bis hin zu den Menschen und Schafen.
All das nach Kräften in Schuss zu halten und zugleich den schlichten, aber auch zeithungrigen Wagenalltag mit Studium oder Beruf und Familie zu vereinbaren ist für uns alle nicht immer leicht.
Aber ich finde, es ist es auf jeden Fall wert.
In der kleinen Bildergalerie, die ich von unserem Wagenplatz zusammengestellt habe, seht ihr (bisher) keinen Bauwagen von innen. Warum?
Wie oben beschrieben ist ein Bauwagen (bis auf manche Ausnahmen) nicht besonders groß. Das ganze Leben beschränkt sich mehr oder weniger auf 16 bis 20 Quadratmeter. Viel Raum für Privatsphäre bleibt da nicht, egal, ob man Gäste bei sich hat oder Fotos zeigt. Man bittet jemanden herein, der sofort mitten im Schlafzimmer steht, um es pointiert auszudrücken. Außerdem finde ich es schwierig, das Innenleben räumlich auf einer Fotographie so darzustellen, wie es tatsächlich ist. Meist fangen die Bilder den Raum verzerrt ein.
Trotzdem habe ich ein paar erste InnenLeben-Fotos herausgesucht, die ihr euch weiter unten anschauen könnt. Ein Anfang ist damit gemacht und es werden bestimmt bald noch mehr! Vielleicht lassen mich auch liebe MitbewohnerInnen einen Kamera-Blick in ihre Wagen werfen. Es lohnt sich also, demnächst wieder vorbei zu schauen.
Wenn ich sage, dass ich in einem Bauwagen lebe, werde ich oft gefragt, wie ich darauf gekommen bin.
Ein Punkt ist bestimmt, dass ich mit sechzehn gemeinsam mit meiner Schwester und zwei Freundinnen im Sommer für eine Woche bei einer Kommune im Wendland war. Dort waren wir in einem Bauwagen untergebracht, der malerisch zwischen Bäumen stand.
Aber da war die Idee für mich noch nicht geboren. Das kam erst, nachdem ich ein Freiwilligenjahr in einem Dorf auf den Philippinen verbracht hatte. In einer Bambushütte lebt man viel dichter an Wind und Wetter, das hat mir gefallen. Außerdem bin ich auch auf den Philippinen insgesamt drei Mal umgezogen, und mich jedes Mal neu einzurichten habe ich zwar ganz gut gelernt, aber gefallen hat es mir nicht.
Und dann kam das Ereignis, das ihr oben seht: Ein Freund und zugleich der Vorsitzdende der Kooperative, für die ich gearbeitet habe, ist umgezogen. Mit Haus! Die ganze Nachbarschaft ist gekommen, um das Bambushaus von seinen Stelzen zu heben und es einen halben Kilomerter weiter auf das neue Grundstück zu stellen. Ich stand dabei, machte Fotos und dachte: Wow, das will ich auch!
Zurück in Deutschland ging es für mich an die Studienplanung: Was, wo, wie? Was studieren, wo hinziehen und wie will ich leben? Ich hatte eigenlich wenig Lust, schon wieder umzuziehen, und beschloss, mir langfristig ein zuhause zu suchen, mit dem ich umziehen kann. Und da Bambushütten für norddeutsches Klima nun wirklich nicht geeignet sind, stand der Traum vom Bauwagen sehr schnell fest. Damit entschied sich sich auch der Studienort, denn das Internet verriet mir schnell, dass es bei Greifswald einen Bauwagenplatz gibt.
Und dort wohne ich noch heute.
Mein eigenes Zuhause auf Rädern ist inzwischen fertig und eingewohnt. Und in der nächsten Zeit werde ich mich wohl mit dem Gedanken beschäftigen müssen, mit meiner "Räderkate" tatsächlich umzuziehen - heim nach Schleswig-Holstein, wo ich meine Arbeit habe. Aber noch kann ich mich nicht so recht von Alt Ungnade trennen...